story vom 16.03.22

Initiative für nachhaltiges Unternehmertum

Was haben EDROP, sun2wheel AG, XProtec Swiss, Tolremo und Inura Medical gemein? Antwort: Sie alle sind hochinnovative, aufstrebende Startups mit Sitz im Baselbiet. Hinter ihrem Erfolg steckt viel WoMan-Power, Ausdauer und unternehmerische Leidenschaft. Sie und andere Beispiele illustrieren nicht nur die Vielfalt und Dynamik der hiesigen Startup-Szene, sondern auch die diversen Unterstützungsmöglichkeiten, die der Kanton im Rahmen seiner Intiative startup baselland bietet. Bericht in "Best of Nordwest".

Als bedeutender Wirtschafts- und Forschungsstandort entpuppt sich Basel-Landschaft immer mehr zum Hotspot für vielversprechende Jungunternehmen. Jährlich werden hier rund 1000 neue Firmen verzeichnet, die entsprechend viele Arbeitsplätze generieren. Sie decken von Life Sciences und Hightech über Logistik, Handel & Gewerbe bis hin zu IT-Beratung und anderen Dienstleistungen verschiedenste Branchen ab.

Inspirierendes Umfeld schaffen

Für ihre Entwicklung benötigen Jungunternehmen ein inspirierendes Umfeld mit attraktiven Rahmenbedingungen und einem breiten Betreuungsangebot. Hier setzen die Standortförderung Baselland, Basel Area Business & Innovation, der Business Parc Reinach und Liestal, der Business Park Oberbaselbiet | Laufental | Thierstein sowie die Startup Academy Liestal mit gezieltem Support, Programmen und gemeinsamen Aktivitäten an: Unter anderem stellen die Organisationen und weitere Partner eine kostenlose Gründungsberatung, Räumlichkeiten & Services sowie Finanzleistungen für JungunternehmerInnen bereit und veranstalten zusammen Events. «Mit dieser Initiative erhalten Anwärter keine staatliche Finanzspritze, sondern Hilfe zur Selbsthilfe», betont Robert Sum von der Standortförderung Baselland.

Um langfristig erfolgreich auf dem Markt zu agieren, ist es für angehende JungunternehmerInnen wichtig, sich gut auf diesen Schritt vorzubereiten: Was erwartet mich bei der Gründung? Welche Eigenschaften muss ich mitbringen? Wie hebt sich mein Geschäftsmodell von anderen Angeboten ab? Wer sind meine Kunden? Wie finanziere und vermarkte ich mein Produkt, meine Dienstleistung? Innerhalb der Gründungsberatung behandeln Coaches der Startup-Organisationen diese und andere Fragen. Die praxiserfahrenen Fachexperten analysieren und besprechen die Geschäftsidee, beurteilen die Chancen und Risiken und helfen den KandidatInnen beim Erstellen des Business- und Finanzplans. Von der Vision bis zum Pricing deckt dieser alle wesentlichen Punkte ab und bildet die Leitplanke für den Weg in die Selbständigkeit.

Aktiv zur Firmenreife geführt

Thomas Bretscher, Leiter Business Park Oberbaselbiet | Laufental | Thierstein, lässt angehende JungunternehmerInnen zuerst einmal von ihrer Idee erzählen. In den folgenden Gesprächen führt der Vollblut-Coach seine Kunden dahin, herauszufinden, ob ihr Angebot auch markttauglich ist bzw. Bedarf danach besteht. Gemeinsam wird ein erster Businessplan erstellt, und es folgt eine Präsentation vor ausgewähltem Publikum.

So wurden die Firma «EDROP Engineering AG» und ihr Produkt 2020 aus einer guten Idee geboren: Schmucklosen Ladestationen mehr Pepp und zusätzliche Funktionen – etwa zu Repräsentierzwecken – zu verleihen. «Wir wollten nicht nur etwas Nützliches, sondern auch etwas Ästhetisches schaffen», erzählt Gründer Patrick Wahl (Foto links zusammen mit seinem Vater). Der Ingenieur wurde von Thomas Bretscher «mit konstruktiv-kritischem Feedback aktiv zur Firmen(gründungs)reife geführt». Heute plant und realisiert das Startup Ladestationen für Private und Systeme für KMU sowie Gemeinden. Ihre zusammen mit Partnern designten und gefertigten Stromtank-Säulen zieren so manches Firmengelände.

Von Mentoren und Experten begleitet

EDROP wird auch von der Startup Academy mit Sitz im Tenum in Liestal unterstützt. Diese verfügt über ein breites Netzwerk von Mentoren und Experten und begleitet Jungunternehmen in mittlerweile dreizehn Branchen-Clustern mit gezielten Programmen in ihrem Geschäftswachstum. U.a. werden die aus einem Pitching-Verfahren hervorgegangenen Bau- und Immobilien-Firmen in Workshops systematisch für einen Auftritt im Finale der «Swissbau Startup Challenge 2022» im Mai fit gemacht. (Der Wettbewerb wird von der Standortförderung Baselland als Innovationspartnerin mitgetragen.)

Unter den Favoriten befindet sich die mit ihrem Vertriebsbüro in Liestal ansässige «sun2wheel». Die beiden Gründer, Dominik Müller (Foto) und Pascal Städeli, haben ein intelligentes bidirektionales Lade- und Speichersystem entwickelt. Sie überzeugten die «Swissbau»-Jury mit ihrer «revolutionären» Technologie. Dank dieser lässt sich der vor Ort produzierte Strom – zum Beispiel von der Photovoltaikanlage auf dem Dach – im Elektroauto in der Garage speichern und durch Entladen direkt im Gebäude anderweitig wieder nutzen.

Rundum betreut und entlastet

Innovative Dienstleister wie «XProtec Swiss» nutzen gerne umfassende Raum- und Betreuungsangebote. Die junge Firma hat sich u.a. auf Strahlenschutzbekleidung und -zubehör spezialisiert. Als einzige bietet sie überdies Lösungen für die Verwaltung der Schutzausrüstung wie Reinigung, Recycling etc. zur Entlastung von Spitälern an. Mit Erfolg: Seit der Gründung 2017 ist der Umsatz um fast 80 Prozent gestiegen. Der Business Parc Reinach bietet dem wachsenden Familienbetrieb das passende Umfeld. Von Beginn an im Reinacher Gebäude eingemietet, hat das Team mittlerweile eine grössere Räumlichkeit u.a. für die Lagerung von Produkten bezogen. Ebenfalls nutzt das Unternehmen als Mitglied die praktischen Services wie Telefondienst und Beratung: «Unser Coach studierte damals mit mir den Businessplan und beurteilte die Machbarkeit meines Geschäftsmodells äusserst positiv. Alle Fragen wurden prompt und professionell beantwortet. Zudem bekam ich wichtige Kontakte wie Buchhalter, Wirtschaftsverband etc. vermittelt. Der Empfang beim Business Parc ist stets freundlich und zuvorkommend, die Abwicklung meiner Anliegen erfolgt sehr effizient», so CEO & Inhaberin Martine Grewis (Foto Mitte).

Gut versorgt und vernetzt

Doch auch Startups aus dem Life Science-Bereich lassen sich mehr und mehr im Baselbiet nieder. So belegt das 12-köpfige Team von «TOLREMO Therapeutics» im «5th-Floor» in Muttenz eigene Biologielabore inkl. Grundausstattung. Das Biotech-Unternehmen verfolgt einen neuartigen Ansatz zur Verhinderung von Resistenzen gegen Krebsmedikamente und zur Behandlung aggressiver Tumore. Stefanie Flückiger-Mangual, CEO und Mitbegründerin, schätzt zudem als Mutter die familienfreundliche Einrichtung am verkehrstechnisch gut erschlossenen Standort: «Die Forschungslabore sind state-of-the-art. Das Gebäude ist lässig und mit einer Kita und einem Fitness-Center ausgestattet, was mich bei meiner Work-Life-Balance unterstützt. Weiter gibt es eine kleine Gemeinschaft von JungunternehmerInnen mit ähnlichen Herausforderungen. Der Austausch untereinander ist extrem spannend.» (Foto, 4.v.r.)

Brutstätte für Life Science-Nachwuchs

In Allschwil im Bachgraben-Areal sind über 30 namhafte Start- und Scale-ups wie die börsenkotierte Idorsia angesiedelt. Im Sommer 2022 ist der 50’000 Quadratmeter grosse «Switzerland Innovation Park Basel Area – Main Campus» bezugsbereit. Im ikonischen Neubau stehen für die Mieter vollständig ausgestattete Labore und Forschungseinrichtungen, Büros, Konferenz- und Innovationsflächen bereit. Mit dabei ist «Alentis Therapeutics»: Die Biotech-Firma entwickelt bahnbrechende Behandlungen für fibrotische Erkrankungen und damit verbundene chronische Krebserkrankungen von Leber und Niere. Das Startup wurde im Rahmen des kantonal geförderten Accelerators «BaseLaunch» von Basel Area Business & Innovation bei der Gründung und Finanzierung betreut.

Mit Finanzierung Türen geöffnet

Finanziell unterstützt werden vielversprechende Startups durch "100 fürs Baselbiet". So erhielt die «Inura Medical» im Rahmen der BLKB-Initiative nicht nur Fremdkapital, sondern auch Zugang zu Pitchings und konnte die präklinische Studie durchführen. Die Pharma-Firma hat den weit verbreiteten Blasen- und Harntrakterkrankungen mit einem komplett neuen Ansatz den Kampf angesagt. Zur Optimierung der klinischen Entwicklung seines Produkts schloss das Startup zudem eine langfristige Vereinbarung mit HEMEX ab. Der Inkubator und Accelerator, der seinen Sitz in Liestal im selben Haus hat, «engagiert sich stark bei der Entwicklung von Produkten für die Frauengesundheit und brachte die erforderliche Expertise in unser Projekt ein», betont Vanja Ivancevic, CEO von Inura Medical (Foto links).

Quelle: "Best of Nordwest", 1. Ausgabe 2022 (S. 8-9);
Autorin: Kathrin Cuomo-Sachsse, Kommunikation startup baselland

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