story vom 05.11.22

Erfolgreich Business mit Plan

Der Businessplan ist ein wichtiges Element für die Gründung eines Unternehmens. Aber warum hat dieser eigentlich eine so grosse Relevanz und wie sollte man bei der Erarbeitung vorgehen? Beat Röthlisberger, Geschäftsleitungsmitglied bei der BLKB und Leiter des Geschäftsbereichs Unternehmenskundenberatung, im Gespräch mit Rolf-Dieter Reineke, Leiter der MBA-Programme bei der FHNW, und Advisory Board Member bei "100 fürs Baselbiet".

Beat Röthlisberger: Viele Startups haben einen gehörigen Respekt vor dem Businessplan: Allein der Begriff klingt so wichtig und gross. Wie kann man ihnen die Angst nehmen?

Dieter Reineke: In einem ersten Schritt geht es darum, das grobe Gerüst eines Businessmodells abzubilden und dieses über die Zeit weiterzuentwickeln. Das sollte idealerweise parallel zum Organisationsentwicklungsprozess laufen, aber auch parallel zum Themenentwicklungsprozess. Denn das gemeinsame Verständnis fördert schliesslich auch die Entwicklung im Team.

Warum hat der ausgearbeitete Businessplan überhaupt so eine hohe Relevanz?

Der Businessplan zwingt natürlich das Startup, sich intensiv mit der Finanzplanung und den Folgen auseinanderzusetzen. 100 fürs Baselbiet ist ein Kreditprogramm. Der Kredit muss nach der Laufzeit allerdings auch zurückgezahlt werden. Unsere Verantwortung als Kreditgeber ist es zu prüfen, ob die Kreditnehmer, in dem Fall die Startups, Gefahr laufen könnten, sich zu überschulden.

Alles beginnt mit einer Geschäftsidee – wie sollte man diese im Businessplan sauber formulieren? Vision, Strategie und USP sind die wichtigsten Keywords – aber was bedeuten sie eigentlich?

Ich würde zunächst mal empfehlen, das nicht zu überfrachten. Bei einer Vision geht es eher darum, dass man in Form einer bildhaften Beschreibung sagt "Wo wollen wir eigentlich hin?". Klassischerweise würde man bei einer Strategie die Markt- und die Wettbewerbssituation genauer betrachten, aber man muss natürlich auch gerade beim Startup die Ressourcen ebenfalls in den Fokus setzen. Der USP (Unique Selling Proposition) ist letztendlich ein Begriff, der eher auf den Wettbewerbsaspekt der Strategie abzielt.

"Lean" ist in. Viele Startups verzichten auf einen Businessplan. Wieso ist er nach wie vor relevant?

Den Businessplan in der einen oder anderen Form braucht es auf jeden Fall. Am Anfang kann man den Businessplan sehr lean gestalten. Es gibt da auch Konzepte, zum Beispiel den Lean Canvas. Es ist aber eher selten, dass man bei einem Lean Canvas stehen bleibt, sondern früher oder später wird man das weiterentwickeln müssen.

In der zweiten Hälfte des Podcast äussert sich Rolf-Dieter Reineke zu den Erfolgsfaktoren eines Startups. Erfolgreiche Startups zeichnen sich nicht nur durch eine grosse Vision aus, sondern sie wissen diese auch operativ umzusetzen. Ein Businessplan gibt Orientierung und hilft dabei, diese Schritte detailliert festzuhalten.

Business mit Plan - 100 fürs Baselbiet – Der Podcast zur Initiative (podigee.io)


Für die Idee brennen

Der Finanzplan, die Umsatzprognose, die Rentabilität – ist das nicht alles ein Blick in die Glaskugel? Maximilian Zappa, Co-Projektleiter und Startup-Verantwortlicher bei "100 fürs Baselbiet", erklärt aus der Praxis und aus Bankensicht, worauf es beim Businessplan ankommt.

Erzähl uns doch mal, was in dir als Banker vorgeht, wenn du einen Businessplan liest? 

Für mich ist es am wichtigsten, dass ich den Sinn und Zweck des Geschäftsmodells verstehe. Zudem muss ich sicher sein können, dass die Fachkompetenzen innerhalb des Teams vorhanden sind. Dass Geschäftsmodell muss zukunftsorientiert und nachhaltig sein sowie zukunftsweisende Technologien berücksichtigen. Ich schaue auch darauf, ob eine Risiko-, eine Konkurrenz- und eine Marktanalyse gemacht wurden. Ein ebenso wesentlicher Bestandteil eines Businessplans sind realistische Wachstumsraten. Alle diese Analysen, Prognosen und Strategien hängen zusammen und sollten sich schlussendlich im Finanzplan schlüssig abzeichnen. Wenn ich all das verstehe, dann ist der erste Schritt gemacht....

...Was ist der wichtigste Punkt bei einem Businessplan? Worauf achtest du besonders?

In meinen Augen gibt es ein paar zentrale Punkte. Der USP (Unique Selling Proposition) ist sicher einer davon - damit man weiss, warum dieses Unternehmen erfolgreich am Markt sein wird und weshalb es sich von den anderen abhebt. Hier gilt es, herauszukristallisieren, was die verschiedenen Kernkompetenzen des Unternehmens sind – bzw. welche miteinander kombiniert werden und schlussendlich zum Alleinstellungsmerkmal führen. Wenn ich einen Businessplan lese, will ich verstehen, wieso Kund:innen zu diesem Startup gehen und nicht die bestehenden Lösungen nutzen sollten. Wenn das alles nachvollziehbar ist, ist das Startup konkurrenzfähig und kann am Markt bestehen.

Neben dem USP und den dazugehörigen Analysen lege ich grossen Wert auf das Team. Dieses muss nicht nur die Kernkompetenzen im relevanten Fachgebiet besitzen, sondern auch im Bereich Finanzen, Administration und Sales gut aufgestellt sein. Je breiter das Team aufgestellt ist, desto besser kann es sich gegenseitig unterstützen - was mitunter den Erfolg des Unternehmens nachhaltig gewährleistet.

Der Finanzplan, die Umsatzprognose, die Rentabilität – ist das nicht alles ein Blick in die Glaskugel?

Bisher ist es nie genau so eingetroffen, wie es der Businessplan vorhergesagt hat. Aber um das geht es auch gar nicht. Das Wichtige an einem Businessplan ist, dass man sich grundlegende und ausführliche Gedanken gemacht hat, wie es aussehen könnte und was man unternimmt, wenn XY eintrifft. Ich sage meinen Startups immer wieder, dass sie in Cases denken sollen – es gibt ein Best-, ein Probable- und ein Worst-Case-Szenario. Dann hat man automatisch eine Bandbreite, in der man sich bewegen kann – und innerhalb derer man weiss, was zu tun ist.

Worauf achtest du beim Pitch eines Businessplans?

Unternehmertum. Ich will sehen, dass die Leute für ihre Idee brennen. Dass sie ihre Idee lieben und es kaum erwarten können, diese auf dem Markt umzusetzen. Es gibt nichts Schöneres als gelebtes Unternehmertum. Das erzeugt eine enorme Wirkung auf dem Markt und gegenüber Investor:innen, Anleger:innen und Kreditgeber:innen. Es schafft Vertrauen.

Welche Tipps würdest du Startups geben, die sich bewerben wollen?

Das Wichtigste vorab: Schaut, dass ihr alle notwendigen und erforderlichen Unterlagen einreicht. Und dass diese so ausgearbeitet sind, dass sie auch Unbeteiligte verstehen. Euer Businessmodell muss zeigen, dass ihr einen Plan für verschiedenste Ereignisse habt, die eintreffen könnten. Das ist wahres Unternehmertum – ihr solltet jederzeit bereit sein. Und dies mit einem Durchhaltewillen, den niemand anderes an den Tag legt.

Ganzes Interview, Quelle "100fürsBaselbiet"

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