An der Buchpremiere des Startup Guides Basel Area vom 25. November, die von Startup Guide zusammen mit Basel Area Business & Innovation im Impact Hub Basel veranstaltet wurde, äussersten sich verschiedene Redner zur Rolle und zum Wandel des Startup-Ökosystems der Region. Am Podium schilderten die Gründer von Innospina und Typewise sowie ein Vertreter von Hemex, was Startups alles brauchen und mitbringen müssen, um langfristig im Markt zu bestehen. Dazu gehört der richtige Mindset, um auch die Investoren von der Geschäftsidee zu überzeugen.
Sissel Hansen, Gründerin und Geschäftsführerin des Startup Guides, der 2020 mit der Schweizer Gesamtausgabe an den Start ging, freut sich, neu auch Basel Area näher zu erkunden und die weitere Entwicklung dort zu verfolgen: «Die Region ist ein etabliertes Epizentrum für Forschung und ein spannender Platz für UnternehmerInnen», erklärte sie am Anlass.
Als Christoph Klöpper, CEO, Basel Area Business & Innovation, vor einiger Zeit von der Universität Boston nach Basel kam, gab es hier nur ein paar Biotech-Startups und Big Pharma: «Dies war damals ein guter Standort für grössere Unternehmen, aber nicht für eine Startup-Karriere.» Heute sieht die Situation ganz anders aus: So wurden zwischen 2016 und 2020 486 Firmen gegründet. Und auch 2021 verspricht ein neues Rekordjahr zu werden.
Gemäss Robert Sum von der Standortförderung Baselland (Foto rechts)ist es heute «vor lauter Bäumen sehr schwierig, den Wald zu sehen, so viele Aktivitäten gibt es in der hiesigen Startup-Szene: Der Guide und auch die Website der Initiative startup baselland fassen hier alle relevanten Fakten und Unterstützungsangebote zusammen», erklärte er am Anlass. Als der Physiker und Unternehmer vor 25 Jahren direkt nach der Uni sein erstes Startup gründete, war für ihn als Wissenschaftler Geld noch kein Thema.
Finanzierung mehr im Fokus
Heute steht hingegen die Finanzierung einer Firmengründung und -führung von Beginn an im Fokus. Am Podium, moderiert von Frank Kumli (Mitglied der Geschäftsleitung bei Basel Area Business & Innovation), diskutierten die Teilnehmenden über die nötigen Voraussetzungen. «So musste Innospina auf ihrem langen Weg immer wieder mögliche Investoren von ihren Produkten überzeugen, um schliesslich Kapital und Unterstützung u.a. von Basel Area Business & Innovation (Day1 Accelerator) und Venture Kick zu erhalten», erklärte Gwenael Hannema, CEO der auf die Entwicklung von Implantaten und minimalinvasiven Wirbelsäulentechniken spezialisierten Medtech-Firma mit Sitz in Courroux, Jura (Foto links). Nach dem ersten gescheiterten Anlauf, konnte er die gemachten Erfahrungen in einen erfolgreichen Re-Start ummünzen und dabei auf Unterstützungsangebote der Region zugreifen.
Viel Produktarbeit und Coaching nötig
Auch David Eberle, CEO der auf Tastatur-App fürs Smartphone spezialisierten Tech-Firma Typewise erklärte, dass viel Arbeit am Produkt und Coaching nötig gewesen seien auf dem Weg zur Marktreife (Foto 2.v.r). Mohamed Hussien, Startup Scout bei Hemex, schilderte die Erwartungen aus Investoren-Sicht wie zum Beispiel Angaben der Firma zur Grösse des künftigen Vertriebsmarktes oder zur potenziellen Ertragskraft (Foto 2.v.l.). Der in Liestal ansässige Kapitalgeber und Biotech-Inkubator unterstützt Jungunternehmen im Frühstadium (Early Stage) mit Eigenkapital.
Neben Kapital seien das Netzwerk und Raum(angebot) für Startups ebenfalls wichtig, bestätigten die Podiums-Teilnehmer: «Manchmal braucht es eigene Flächen, um ein Produkt zu entwickeln und sich zu präsentieren und vernetzen. Networking kann Investoren Türen öffnen, und das Arbeitsumfeld kann dabei helfen», betonte Mohamed Hussien.
Ebenfalls wichtig ist das Team als «Backbone». Schliesslich bringen qualifizierte und motivierte Mitarbeiter alles zum Geschehen und Laufen bringen», hiess es am Podium. Doch hinter alledem gelte es, als Gründer und Firmeninhaber die richtige Einstellung zu haben. Dazu gehören Geduld, Ausdauer und Beharrlichkeit.
Ertragsbasiert denken und selbstbewusst auftreten
Und «schnell ertragsbasiert zu denken», lautete eine weitere Empfehlung. Dies sei mit ein Grund, warum US-Firmen erfolgreich in Europa ihre Firmen ausrollen. Überhaupt stünden Unternehmen in den Staaten grösseren Investitionen lockerer gegenüber als ihre Schweizer Pendants.
«Hierzulande sind wir keine guten Verkäufer», betonte Gwenael Hannema. Doch Voraussetzung für Erfolg ist, das Produkt gegenüber den Stakeholdern sowie den Investoren und Kunden sichtbar zu machen. Mit einem selbstsicheren Auftritt, etwa einem originellen Firmenlogo bzw. starken Branding und professionellen Marketing ist schon viel gewonnen. «Du musst jemanden finden, der sich für deine Geschäftsidee begeistert, erst dann kommt dein Projekt zum Fliegen», versicherte Typewise-Typ dem Publikum.
Kathrin Cuomo-Sachsse, Kommunikation startup baselland