«Info-Anlässe zum Thema werden meist mehrheitlich von Männern besucht. Sie gehen anders ans Thema heran. Wir wollten deshalb angehenden Firmengründerinnen mit dem neuen Veranstaltungsgefäss eine spezifische Orientierungs- und Austausch-Plattform bieten», erklärt Simone Fluri. Die Co-Gründerin von Upwind Ecosystem und einem weiteren Startup hat den FemForce»-Event zusammen mit dem Business Park Oberbaselbiet | Laufental | Thierstein (BPLT) ins Leben gerufen. Bedarf ist da: 30 angehende Jungunternehmerinnen und Interessierte zog es ins Haus der Wirtschaft der Wirtschaftskammer Baselland.  

Motivierend war das Referat von Barbara Jenzer (Foto links). Diese leitet zusammen mit ihrem Mann den Arlesheimer Traditionsbetrieb «Jenzer Fleisch und Feinkost» und ist leidenschaftliche Unternehmerin. Dabei lassen sich Firma und Familie für die dreifache Mutter nicht voneinander trennen. Voraussetzung, alles zu managen, sei eine gute Organisation und die Bereitschaft des Partners, die Verantwortung für alles mit zu teilen. Weiter empfiehlt die Powerfrau, für die Work-Life-Balance das soziale Netzwerk in der Freizeit zu pflegen.  

"Setzt um, was ihr am besten wisst!"

Frauen würden sich und ihre Fähigkeiten oft unterschätzen, seien eher «vorsichtig, bescheiden und perfektionistisch», hiess es verschiedentlich am Anlass. Als weitere Best Practice-Beispiele erzählten zwei Jungunternehmerinnen (beides Mütter zweier kleiner Kinder) von ihren Gehschritten in die Selbständigkeit.

Simone Fluri hat bereits ihre zweite Firma gegründet und ist schon Profi «im Risiko Eingehen»: «Traut euch etwas zu. Setzt das um, was ihr selber am besten wisst und wollt.»
Als Angestellte in der Unterhaltungselektronik-Branche konnte Sarah Senn nicht alle Kundenwünsche erfüllen. Als Selbständige bietet sie hierzu individuelle Beratung an. Für sie war die Mutterschaft genau der richtige Zeitpunkt, um ein eigenes Geschäftsmodell zu entwickeln. Sie wie auch Simone Flury  (Foto rechts) wurden beim Businessplan und Aufbau der Firma vom BPLT begleitet. (Hier werden gemäss Thomas Bretscher über 50 Prozent der Erstgespräche mit Frauen geführt. Die Gründungsberatung erfolgen im Rahmen der Leistungsvereinbarung mit dem Kanton Basel-Landschaft kostenlos.)

«Ihr müsst ein wenig mehr Mut haben und proaktiver sein, um diesen Schritt zu machen», appellierte auch Carole Flury, Mit-Inhaberin von Online Treuhand, ans Publikum. Die erfahrene Unternehmerin zeigte den Teilnehmerinnen Dienstleistungen im Vorsorgebereich auf.

Informationen zu finanziellen Möglichkeiten vermittelte Andrea Theunert, Geschäftsführerin der SAFFA Bürgschaftsgenossenschaft. Diese erleichtert Unternehmerinnen den Zugang zu verbürgten Bankkrediten mit attraktiven Konditionen. Die Organisation ging 1931 aus der ersten Schweizer Ausstellung für Frauenarbeit hervor. «Mit welchem Weitblick diese Frauen damals gehandelt haben», staunt sie noch heute. «Wir konnten viele tolle Projekte zum Fliegen bringen, weil Frauen sich so stark dafür eingesetzt haben. Doch bitte denkt manchmal etwas grösser.» 

Möglichst schnell eine Führungsrolle einnehmen

Bei der Wyrsch Unternehmerschule AG gehören Gründerinnen zu den drei Hauptzielgruppen. Viele übernehmen von der Familie ein Geschäft. Laut Eigentümer Marcel Burkhart bewegen sich angehende UnternehmerInnen oft zu lange im «Frontgeschäft. Achtet bereits früh darauf, nicht nur als Fachkraft unterwegs zu sein, sondern auch möglichst schnell in die Führungsposition zu kommen», riet er den Teilnehmerinnen. Bericht und Fotos: Kathrin Cuomo-Sachsse

Die Frauen von links: Sarah Senn, Simone Fluri, Carole Flury, Barbara Jenzer, Andrea Theunert
Die Männer von links: Dominik Rieder (Wirtschaftskammer Baselland), Thomas Bretscher, Marcel Burkhart