news vom 27.10.21

Die Kunden für die Idee begeistern

«Der Businessplan muss sitzen; geht raus zu den Kunden; keep it simple», lauteten einige Tipps am Informationsanlass von startup baselland, der am 26. Oktober im Business Parc Reinach stattfand. Michael Lerchster, Inhaber des Mahlzeitendienstes «La Petite Chenille», und Patrick Wahl, Geschäftsführer der Ladeinfrastruktur-Spezialistin «EDROP» erzählten von ihren Erfahrungen mit der Firmengründung.

«Eine gute Idee zu verkaufen», ist ein zentraler Punkt beim Aufbau der Firma. «Und um das eigene Produkt, an dem Sie vielleicht lange getüftelt und für das Sie schon viel Geld ausgegeben haben, erfolgreich auf den Markt zu bringen, ist die USP (Unique Selling Proposition) ganz entscheidend», erklärte Thomas Bretscher vom Business Park Oberbaselbiet | Laufental | Thierstein.

Mehr Pepp für Ladestationen
Die Firma EDROP und ihr Produkt wurden aus einer guten Idee geboren: Schmucklosen Ladestationen mehr Pepp und zusätzliche Funktionen – etwa zu Repräsentierzwecken – zu verleihen.
Patrick Wahl und sein Vater haben sich mit der 2020 gegründeten «EDROP Engineering AG» auf Planung und Realisierung von Ladeinfrastruktur spezialisiert. Hierzu gehört neben dem Angebot von Standard-Stationen für Private das Konzeptionieren individueller Systeme für KMU und Gemeinden sowie das gesamte Energie-Management. «Wir wollten nicht nur etwas Nützliches, sondern auch etwas Ästhetisches machen», so Wahl. Heute zieren von ihnen und ihren Partnern designte und gefertigte Stromtank-Säulen so manches Firmengelände.

Alles selbst aufgebaut
Auch Michael Lerchster hat mit der Gründung vom Mahlzeitendienst «La Petite Chenille» aus der Not eine Tugend gemacht. Der ausgebildete Koch vernahm an einer Weiterbildung von einer Dozentin, dass die Mittags-Menus für Basler Institutionen in Zürich und Bern produziert werden. «Das kann ich auch», sagte er sich.

Der Weg dahin war beschwerlich. So musste er die gesamte Infrastruktur von Grund auf selbst aufbauen: In einer über 700 Quadratmeter grossen Halle in Laufen mietete er sich ein und richtete dort seine Küche mit modernsten Geräten ein. Insgesamt investierte er über anderthalb Millionen. (Bei der Finanzierung seiner Unternehmung unterstützte ihn u.a. die Bürgschaftsgenossenschaft (BG) Mitte, über die am Anlass Dieter Baumann orientierte, vgl. Bannerfoto rechts.)

Raus um Kundenkontakte zu knüpfen
Nach sechs Monaten war Lerchster fertig mit der Aufbauarbeit und klemmte sich erfreut hinter seinen ersten Auftrag. Der Diät- und Ernährungsspezialist wollte von Beginn an gesundes und schmackhaftes Essen zu allen Altersgruppen bringen. Auch hierzu konnte Lerchster nicht bei seinen Töpfen in der Küche bleiben, sondern musste raus und Kontakte zu möglichen Kunden knüpfen. «Ich suchte die Personen auf, die zu entscheiden haben, und erklärte ihnen mein Konzept.» Mit acht Mitarbeitern gibt er heute täglich mehrere Hundert Mahlzeiten aus und bedient elf KiTas, fünf Mittagstische und 55 Senioren. Darüber hinaus hat er Auszeichnungen, u.a. «La Fourchette Verte» für seinen sozial geführten Betrieb erhalten (siehe Story).

Patrick Wahl und sein Vater führen die neue Firma gemeinsam und teilen sich die Aufgaben: So übernimmt der gelernte Energie-Systemingenieur den Aussendienst und versucht, möglichst viel «draussen» zu arbeiten. Um schneller bekannt zu werden, bewirbt EDROP ihr Produkt über alle Kanäle – von der Website bis zu LinkedIn.

Am besten sind immer noch die direkten Kontakte. «Wir möchten die Kunden persönlich für unsere Idee begeistern. Doch hier hat die Pandemie uns im ersten Jahr des Bestehens einen Strich durch Rechnung gemacht. Auch deswegen müssen wir genau darauf achten, wen wir wie angehen, um möglichst Leerläufe zu vermeiden. Überhaupt: Keep it simple, konzentriere dich auf das Wesentliche und sei offen für andere Meinungen», empfahl der Jungunternehmer den Teilnehmenden.

Vom Coach zur Firmenreife getrimmt
So brachte es Patrick Wahl auch weiter, von seinem Coach, Thomas Bretscher, mit konstruktiv-kritischem Feedback aktiv bis zur Firmen(gründungs)reife begleitet zu werden.

Ganz wichtig für den Aufbau des eigenen Geschäfts und das Definieren der richtigen Zielsegmente sei ein hieb- und stichfester Business- und Finanzplan als Leitfaden. Lerchster hat diesen zusammen mit Melchior Buchs, Geschäftsführer vom Business Parc, erarbeitet und revidiert ihn von Zeit zu Zeit.
Auch nach dem Start gilt es, immer mal wieder über die Bücher zu gehen. «Wir bilden mit unserem breiten Netzwerk eine Community, um mit den von uns betreuten Startups in Kontakt zu bleiben und sie auch immer wieder zu challengen», erklärte Beat Andrist, Vorstands-Präsident der Startup Academy Liestal (Foto links). Auch EDROP wird hier über eines der Begleitprogramme unterstützt.

Das nötige Rüstzeug mitgeben
«Um JungunternehmerInnen das nötige Rüstzeug mitzugeben, sind wir hier, erklärte Robert Sum von der Standortförderung am Anlass. Er sei vor 25 Jahren auch froh gewesen, als ihn ein Coach mit seinen hartnäckigen Fragen fit für den Markteintritt seiner Firma gemacht habe. Ziel der Initianten von «startup baselland» ist, mit gemeinsamen Aktivitäten und attraktiven Angeboten FirmengründerInnen zu fördern. Dazu gehören die Roadshows, wo immer wieder an einem anderen Standort über die Unterstützung und kostenlose Gründungsberatung im Kanton informiert wird.

Im Anschluss an den formellen Informationsteil lud Gastgeberin Elisabeth Metzger, Leiterin Coaching beim Business Parc, die Teilnehmenden zum Apéro ins Foyer. Inspiriert durch den hier herrschenden Unternehmerspirit wurde noch so manche Geschäftsidee diskutiert und die eine oder andere Frage ambitionierter angehender JungunternehmerInnen durch die Experten beantwortet.
Bericht und Fotos: Kathrin Cuomo-Sachsse, Kommunikation startup baselland

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